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Versteckte Gefahr: Gletscherspalten heuer besonders tückisch

Die Hochtourensaison läuft gerade erst an – dennoch sind bereits zwei tödliche Unfälle nach Spaltenstürzen zu verzeichnen. Drei Gründe, warum es dieses Jahr besonders gefährlich ist.

Nach zwei tödlichen Stürzen in Gletscherspalten am Großvenediger und in den Zillertaler Alpen warnt das Österreichische Kuratorium für alpine Sicherheit vor erhöhter Spaltengefahr. „Bei Ski-Hochtouren, deren Saison jetzt erst richtig beginnt, ist deshalb besondere Vorsicht geboten“, erklärt Karl Gabl, der Präsident des Österreichischen Kuratoriums für alpine Sicherheit.

Der Salzburger Gletscherforscher Heinz Slupetzky führt die aktuelle Lage auf drei Ursachen zurück.

Wenig Schnee, starker Wind

Normalerweise verzeichnen wir um diese Jahreszeit noch höhere Schneemengen. Zusätzlich sind die Spalten durch die starke Windverfrachtung meist zugeweht und mit dem freien Auge schwer erkennbar.
Der Wind hat den Schneebrücken, über die Spalten normalerweise gequert werden, stark zugesetzt. Sie sind häufig nicht stabil genug oder einfach zu dünn. Die Überquerung von Schneebrücken beim Aufstieg und bei der Abfahrt kann deshalb besonders unsicher sein – ohne dass sich der Alpinist der Gefahr bewusst ist.

Die Firndecke schmilzt

In den 80er- und 90er-Jahren lagen Firnschichten aus mehreren Jahren über den Spalten. Diese bildeten über die Saisons viele miteinander verbundene Schneedecken. Die Gletscherforscher beobachteten in den vergangenen Jahrzehnten, dass die Firnschichten in den Nährgebieten der Alpengletscher teilweise um bis zu zwei Meter an Dicke verloren haben. Die Spalten öffnen sich über den Sommer oft gänzlich. Im Laufe des darauffolgenden Winters überdeckt sie nur wenig tragfähiger Neuschnee. Die Schneebrücken sind so schwächer als bei einer verfestigten Firnbrücke. Im Frühjahr reicht dies oft nicht mehr aus, um einen oder mehrere Bergsteiger zu tragen.

Zu warme Temperaturen

Der Rückgang der Gletscher macht auch vor hohen Lagen nicht Halt. Sie verlieren nicht nur an Länge, sondern auch an Dicke. Altschnee, also Schneeansammlungen aus mehreren Jahren, schmilzt selbst in großen Höhen stark ab. Zudem friert in der Nacht der Schnee an der Oberfläche kaum. Resultat: die frische Schneedecke verliert zusätzlich an Stabilität.

„Das jahrzehntelange Abschmelzen hat auch zur Folge, dass Spalten zum Vorschein kommen, die bisher nicht zu sehen waren – auch an Stellen, wo man sie nicht vermutet hätte“, merkt Gletscherforscher Slupetzky an.

Karl Gabl, selbst Bergführer und Meteorologe, betont deshalb, wie wichtig es ist, am Gletscher angeseilt unterwegs zu sein. „Skibergsteiger, die in Gletscherregionen unterwegs sind, müssen zu ihrer eigenen Sicherheit und zur Sicherheit anderer unbedingt auch die Seil- und Spaltenbergetechnik beherrschen.“

Ein aktueller Beitrag im Forum des Salzburger Lawinenwarndienstes zeigt, wie wichtig in dieser Frage die richtige Spurwahl bei einer Gletscherüberquerung ist.

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