Grüne Täler, schroffe Gipfel. Eine Tour auf den höchsten Berg im Karwendel lässt keine Bergsteigerträume unerfüllt.
Wir sitzen in der Gaststube des Karwendelhauses und studieren die Tourenkarte – noch unsicher, welchen Weg wir morgen auf die Birkkarspitze (2.749 m) nehmen sollen. Zur Auswahl stehen der Brendelsteig mit Überschreitung der Ödkarspitzen oder der Normalweg über das Schlauchkar. Aufgrund des wechselhaften Wetters beschließen wir, den kürzeren Weg durch das Schlauchkar zu nehmen. Wenn die Verhältnisse am Gipfel gut sind, soll dafür der Abstieg über den Brendelsteig erfolgen.
Bergtour: Vom Karwendelhaus auf die Birkkarspitze
Hüttenwirt Andreas hat uns zum Abendessen mit einem ofenfrischen Schweinebraten geködert. Nach der Mountainbike-Tour von Scharnitz durch das Karwendeltal auf die Hütte der kulinarische Höhepunkt des Tages. Beim Essen sitzt uns Marco aus Dänemark gegenüber.
Er erzählt, dass er zu Fuß von Koppenhagen nach Rom unterwegs ist. Alle am Tisch mustern ihn ungläubig. 54 Tage wandere er schon. Nach dem Marsch durch Deutschland ist das Karwendel das erste Gebirge, das er auf seiner Reise überwinden muss. Auch er will morgen auf die Birkkarspitze.

Nach einer gemütlichen Nacht im Lager brechen wir am nächsten Morgen nach dem Frühstück zum Gipfel auf. Der Weg führt hinter der Hütte anfangs steil durch Lawinenverbauungen und dann weiter flach durch Latschenfelder ins Schlauchkar. Der Kontrast ist beeindruckend: vor uns das spärlich bewachsene Kar, hinter uns das Karwendeltal mit seinen grünen Bergwiesen.

Durch das Schlauchkar auf die Birkkarspitze
Nur wenige Schritte vom Wegrand entfernt grasen Gämse. Sie beobachten uns neugierig, machen einen fast zutraulichen Eindruck und lassen sich durch unsere Anwesenheit nicht aus der Ruhe bringen. Nach der Abzweigung zum Hochalmkreuz (2192m) und des Brendelsteigs wird der Pfad steiniger und führt in Serpentinen über loses Geröll bis hinauf zum Schlauchkarsattel.

Der Sattel liegt eingebettet zwischen Birkkarspitze und Ödkarspitze. Hier holen wir Marco ein. Er hat auf ein Frühstück verzichtet und ist früher losgegangen.
Zur linken Seite blitzt schon das Gipfelkreuz der Birkkarspitze aus den Wolken hervor. Wir passieren die Birkkarhütte, ein Not-Biwak direkt am Schlauchkarsattel, und steigen in die Gipfelwand ein. Einige Felsstufen sind kletternd zu überwinden. Die schwierigsten Stellen sind mit Seilen versichert, konzentriert sollte man auf den letzten hundert Höhenmetern trotzdem bleiben.
Nach einer Stunde und 40 Minuten erreichen wir gemeinsam mit Marco den Gipfel. An diesem Tag sind wir die ersten hier oben. Kalter Wind pfeift um das Gipfelkreuz.
„Ich bin froh, dass ich das letzte Stück nicht alleine gehen musste“, schreit Marco in den Wind, als wir ihm zum Gipfelsieg gratulieren. Unser „Berg Heil“ verwirrt ihn anfangs ein wenig. Wir erklären ihm, dass es sich dabei um einen typischen Bergsteigergruß handelt und schütteln uns die Hände.
Mit dem Bike zurück nach Scharnitz
Beim Abstieg trennen sich unsere Wege. Marco wandert nach Innsbruck, wir durch das Schlauchkar zurück zum Karwendelhaus. Der Wind scheint uns zu stark, um den Brendelsteig entlang des ausgesetzten Grates über die Ödkarspitzen zu nehmen
Dass wir schon wieder auf dem Rückweg sind, erstaunt einige deutsche Urlauber. „Geht ihr wieder zurück?“, „Habt ihr etwas unten vergessen?“, wir schmunzeln und surfen, gleich den Gämsen, über die Schotterfelder zurück ins Tal. Vom Karwendelhaus geht’s mit dem Mountainbike hinunter nach Scharnitz.
Übrigens: Auf Bergzeit findet ihr einen super Überblick zur Tour auf die Birkkarspitze.
Toureninfo
- Ausgangsort: Karwendelhaus
- Dauer Aufstieg: 2-2,5 Stunden
- Dauer Abstieg: 1,5 Stunden
Pingback: Dem Karwendel die Treue |