Hellweiß und schultertief – wenn die Skitour auf den Gamskarkogel zur Traumtour wird.
Im Hochwinter bei Pulverschnee oder im Frühjahr bei Firn – wer auf die richtigen Bedingungen wartet, der erlebt am Gamskarkogel eine Skitour, die zu den schönsten im Großarltal, ja vielleicht im ganzen Salzburger Land zählt.
Wir haben uns in Geduld geübt. Dicke Schneeflocken sind zwei Tage lang kalt, trocken und ohne Wind vom Himmel getanzt. In den Tauerntälern eine Rarität – fegt doch der Wind hier gerne kräftig über den Alpenhauptkamm.
Diese Zutaten und ein früher Aufbruch verwandeln die Skitour auf den Gamskarkogel zu einer echten Wödtour. Willst du zusätzlich die ersten Spuren ziehen, solltest du zeitig in der Früh am Ausgangspunkt in Hinterfeld sein. Denn die Tour zählt zu den beliebtesten im Großarltal und die Parkplätze sind rar.

Infos zur Skitour auf den Gamskarkogel (2.467 m)
- Anstieg: 1.250 Höhenmeter
- Länge: 14 km
- Ausganspunkt: Parkplatz Hinterfeld (1.200 m)
- Dauer: 3-4 Stunden
- Ausrichtung: südost
- Anfahrt: von Großarl Richtung Hüttschlag und an der Bundesstraße vor dem Ortstunnel rechts die Straße. Parkplatz für ca. 40 Autos eine Kehre unterhalb des letzten Bauerns.
- Schwierigkeit: mittel
- Route: Parkplatz Hinterfeld > entlang der Tofernwaldstraße zur Habachalm > entlang des Sommerwegs zur Tofernalm und weiter zur Tofernscharte > über den Rücken rechtshaltend zum Gipfel > Abfahrt über den Osthang
- Bitte beachte die aktuelle Lawinensituation
Schneesicher in den Märchenwald
Der Ausgangspunkt der Skitour auf den Gamskarkogel liegt auf über 1.200 Metern Seehöhe. Sie ist deshalb nach den ersten Schneefällen meist schon früh im Jahr möglich. Vor allem, weil die ersten drei km der Tour auf einer breiten Forststraße verlaufen.
Wir gehen uns auf der flachen Forststraße warm, bis wir zu einer Kapelle gelangen. Kurz danach verlassen wir die Straße nach rechts und überqueren auf einem Steg einen kleinen Bach. Unser Eintritt ins freie Gelände.


Der Schnee links und rechts der Spur wird bald knietief und wir erreichen zügigen Schrittes die Oberharbachalm. Hier endet auch die Forststraße und wir peilen entlang des Sommerwegs einen dichten Nadelwald an.


Wie dicker Zuckerguss hängt der Neuschnee auf den Ästen der Fichten, Lärchen und Tannen. Die Schneelast drückt die Zweige tief zu Boden. Und die Strahlen der schwachen Wintersonne kämpfen sich mühsam zwischen den Lücken der Äste, Stämme und Schneehauben hindurch.

Hellweiß – Quergang unterhalb des Gamskarkogels
Der Sommerweg lotst uns direkt zur Tofernalm. Diese nicht bewirtschaftete Almhütte steht heute in einem tief verschneiten Winterwunderland. Hellweiß leuchten uns die Gipfel des Finsterkopfs und des Thronecks entgegen. Unberührte Kuppen, Hänge und Täler breiten sich um uns aus.

Nach der Tofernalm queren wir weit Richtung Süden zur Tofernscharte. Rechts erhebt sich die Gipfelflanke des Gamskarkogels; links fallen perfekte Hänge in eine tiefe Mulde ab.
In der Querung können wir uns entscheiden, ob wir direkt durch die Ostflanke auf den Gamskarkogel steigen, oder einen kleinen Umweg über die Tofernscharte und den Gipfelgrat machen. Zweiteres hat den Vorteil, dass der breite Grasgrat von der Tofernscharte zum Gipfel meist abgeweht und deshalb weniger Spurarbeit nötig ist.

Über die Tofernscharte auf den Gamskarkogel
Wir entscheiden uns für die Querung zur Tofernscharte. Dazu halten wir uns weiterhin entlang des Sommerwegs. Die Bäume hinter uns werden kleiner und sanfte Skihänge nehmen uns auf. Die Tofernscharte ist eine unauffällige Mulde zwischen Gamskarkogel und Finsterkopf. Hast du hier schon genug? Dann mach noch einen Abstecher zum Finsterkopf. Selbst bis hierher lohnt sich die Tour schon allemal!

Wer auf dieser Skitour noch ein paar Höhenmeter machen will, hält sich rechts und steuert über einen häufig abgeblasenen Rücken den Gamskarkogel an.
Der Gipfel wirkt bereits nah, doch es fehlen immer noch 350 Höhenmeter. Über Kuppen und Wellen arbeiten wir uns höher. Der Wind hat am Rücken bizarre Formen geschaffen. Mal kratzt der Belag auf Steinen, dann ist wieder ein riesiger Schritt über eine Schneeverwehung nötig.

Nebel umspielt den Gipfel. Die Sonne konnte sich noch nicht durchsetzen. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich das Gipfelkreuz vor uns auf.
Am höchsten Grasberg Europas
Weit über die Grenzen Salzburgs hinaus hat der Gamskarkogel Bekanntheit erlangt. Er soll der höchste Grasberg Europas sein. Vom Gras ist am Gamskarkogel im Hochwinter meist nichts zu sehen. Für uns Tourengeherinnen dennoch ein gutes Gefühl – müssen wir während er Abfahrt durch den lockeren Pulverschnee nicht ständig mit Steinkontakt rechnen.
Direkt am Gipfel des Gamskarkogels ließ Erzherzog Johann übrigens auch eine Hütte errichten, um das umwerfende Bergpanorama zwischen Gasteiner- und Großarltal genießen zu können. Seit 1828 steht deshalb die Gamskarkogelhütte – auch Badgasteiner Hütte genannt – am schmalen Grasgrat zwischen den beiden Tauerntälern.
In den Winterraum der Gamskarkogelhütte verkriechen wir uns heute zum Umziehen und machen uns für die Abfahrt bereit. Ein paar Dosen Bier haben die Hüttenwirte für durstige Tourengeher deponiert. Wir werfen ein paar Euro in die Sparbüchse und stoßen auf diese einwondfreie Skitour auf den Gamskarkogel an.
Krönung der Skitour: Abfahrt vom Gamskarkogel über den Osthang
Über dem Osthang hängt im Hochwinter meist eine dicke Schaumrolle. Wir prüfen die Wechte auf ihre Stabilität und hüpfen an geeigneter Stelle in das fluffige Weiß unter uns. Einzeln fahren wir in eine Mulde ab und treffen uns an einem markanten Felskopf.

Hier in der Mitte des Hangs halten wir uns leicht rechts, um oberhalb der Tofernalm wieder auf die Aufstiegsspur zu gelangen. Über kupiertes Gelände ziehen wir unsere Schwünge. Bis zu den Schultern versinken wir im Pulverschnee.

Die Sonne umspielt die Geländeformen. Hebt Mulden und Kuppen perfekt hervor und offenbart uns die perfekte Linie zurück in den Wald. Von dort düsen wir entlang der Aufstiegsroute zurück zum Parkplatz.
Skitour auf den Gamskarkogel: Parken und Verhalten
Der Parkplatz Hinterfeld wurde Ende 2021 etwas nach unten verlegt und für ca. 40 Autos erweitert. Bitte stelle dein Auto nicht am Privatgrund des Bauern ab, wenn der Parkplatz voll ist. Du kannst auch direkt von der Bundesstraße starten. Dann verlängert sich die Tour um etwa 250 Höhenmeter.
Für die Auffahrt ist ein Allrad sinnvoll, weil die Straße teilweise steil und im Winter meist schneebedeckt ist. Berücksichtige bitte im Aufstieg und bei der Abfahrt die Wildruhezonen. Im Großarltal sind diese auf allen Skitouren ausgeschildert.
Hallo liebe Berghasen
Der Torhelm im langen Grund der Kelchsau (Tirol)
ist definitiv auch ein Grasberg und 2494m hoch.
Wäre für euch vielleicht auch eine Reise wert.
LG Christian
Hallo Christian!
Wir haben uns auch schon gefragt, wie genau der höchste Grasberg Europas definiert wird und wie viel Fels ein Grasberg haben darf. 😉 Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir mal vom Kröndlhorn auf den Torhelm hinübergeschaut – die Hänge haben uns auf jeden Fall angelacht. Leider ist es in die Kelchsau von uns daheim fast eine Weltreise. Aber wir behalten uns die Tour im Hinterkopf!
LG Susi
Hallo Susi
Es freut mich sehr zu hören das ihr schon mal am Kröndlhorn gewesen seid, ist einer meiner Lieblingsberge.
Ich hoffe es hat euch gefallen!
LG und einen guten Rutsch
Christian
Und wie! Wir sind übers Trattenbachtal rauf – da hatten wir eine traumhaft einsame Abfahrt. 🙂
Wunderschöne Tour, kenne den Gamskarkogel nur im Sommer, ist aber auch ganz toll!!
Im Sommer möchte ich unbedingt auch mal rauf!
Ihr beschreibt alles so, als würde man gerade gehen und nicht im Büro sitzen. Toller Bericht!
Lese die Berichte alle gern!
Vielen Dank für den lieben Kommentar Eva-Maria. Freut uns, dass wir dich kurz vom Büro raus in die Berge holen konnten. 🙂 Liebe Grüße, Susi
Liebe Schneehasen,liebe Susi,
wir beide hatten ja am 4. 10. einen Mailwechsel und ich sehe anhand Deines Berichts über Eure Gamskarkogel-Tour mit Freude, dass Deine Zeilen sich bestätigen, d.h. dass Ihr – so gut es mit konventionellen Info-Möglichkeiten irgend geht vor einer solchen Tour die Verhältnisse zu checken, dies auch tut. Ich finde es auch gut, dass Ihr auch das Thema ‚Parkplatz-Sünder‘ und Wildschutzzonen anschneidet. Was den Schneedeckenaufbau an Eurem Tourentag betrifft, so würdest Du mir einen großen Gefallen tun, wenn Du mir das Datum Eurer Tour nennen könntest.
Ich habe nämlich in meiner Unfalldatenbank für diese Route nur ein Ereignis bei vorausgegangenen Föhnsturm und würde das gerne noch ergänzen mit einer anderen (vorausgegangenen) Wetterlage, deren Ihr Euch offenbar glücklich schätzen konntet..
J
etzt, am 10. und 11. 12. war ich in Mittelbünden, da hatten wir Gefahrenstufe ‚4‘ (!), da war es teilweise schon unterhalb der Waldgrenze kritisch! Ich bin da mittlerweile noch vorsichtiger geworden als früher, denn ich habe schon reichlich Lawinenereignisse hinter mir, vor allem eines vor 31 Jahren, bei dem ich anlässlich einer Privattour alle Kameraden verloren habe und mich als einziger aus 1 m Tiefe nach oben graben konnte – so etwas ist eigentlich gar nicht möglich, es sei denn, es kommen 5 Glücks- und weitere 5 Erfahrungsumstände zusammen….
Liebe Grüße vom Bodensee,
alpinbiblio
Hallo!
Freut uns, dass du weiterhin zufrieden mit unseren Artikeln bist. Wir haben die Tour bereits vergangenen Winter gemacht und den Bericht erst jetzt veröffentlicht, weil die Schneelage die Tour jetzt wieder zulässt. Die Bedingungen damals waren auf jeden Fall günstiger als aktuell. Deine Schilderungen sind wirklich sehr eindringlich. Es muss furchtbar gewesen sein, die Bergkameraden in einer Lawine zu verlieren. Damals hattet ihr wahrscheinlich auch noch nicht die Rettungsausrüstung, die mittlerweile verwendet wird. Liebe Grüße, Susi