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Adidas Infinite Trails: Rennbericht

Ein Wettkampf, der schon bei seiner ersten Austragung für heftige Kritik sogt, aber Potential für Großes birgt.

Alle, die jetzt auf die Nachberichterstattung eines Trailruns warten, müssen wir enttäuschen. Es ist nämlich nie zum Start des Wettkampfs gekommen. Weiterlesen lohnt sich aber trotzdem. Die erste Ausgabe der Adidas Infinite Trails Wordchampionships hat auch so für einige Furore gesorgt.

Es sollten die Weltmeisterschaften in der Trailstaffel werden. Ausgetragen in Dreierteams, wobei jedes Teammitglied eine unterschiedlich lange Strecke zu bewältigen hat. Insgesamt überwinden die Teams 7.500 Höhenmeter und 124 Kilometer. Start um 4 Uhr morgens, Ende um ein Uhr nachts. Schauplatz des Spektakels: Gastein im Salzburger Land.

Perfektes Trail-Gelände. Die Grasberge im Gasteinertal.

Die Idee des Rennformats entstammt dem kreativen Geist von Mike Hamel. Drei Jahre wurde am Konzept des Wettkampfes gefeilt. Das Ergebnis präsentiert adidas im Juni 2018. Maximal 333 Teams konnten sich für das Wochenende in Gastein registrieren. 333 € kostet der Startplatz für das gesamte Team. Nicht viel, bedenkt man, was an den drei Tagen geboten wird:

  1. Ein Vorauf (Prolog) am Freitagabend, dem die Startreihenfolge für das Hauptrennen am Sonntag ausgelaufen werden
  2. Abendbuffet nach dem Vorlauf am Stubnerkogel
  3. Rundumversorgung am Samstag mit Brunch, Massagen, Physiotherapie, Essensgutschein und freiem Eintritt in die Alpentherme
  4. Staffelrennen am Sonntag

So der Plan. Gekommen ist leider vieles anders. Der Vorlauf am Freitag, der von adidas als Vertical ausgegeben wird, fand zwar wie geplant statt, leider musste die Strecke aber wegen starken Windes um 300 Höhenmeter verkürzt werden. Eine Entscheidung, die die Athleten mit Verständnis hinnehmen. Am Stubnerkogel ist es bei der Zielankunft wirklich bitterkalt. Auch wir sind nicht traurig, schon früher ins Warme zu kommen und genießen das super Essen im Bergrestaurant am Stubnerkogel.

Kritisch sehen wir die Bezeichnung Vertical für den Prolog am Freitag. Ein Berglauf, der zuerst 12 Kilometer geradeaus führt, hat mit einem Vertical wenig zu tun. Außerdem wurden wir als reines Mädelsteam in der Qualifikation für Sonntag mit Männer- und Mixed-Teams in einen Topf geworfen und haben so bereits vor dem Start der Staffel einen Zeitrückstand von 50 Minuten auf das erste Team aufgerissen. Für uns als Frauenteam extrem demotivierend. Und auch für die Zukunft kein Anreiz für Mädels, sich für das Rennen anzumelden und dem Hauptfeld schon nach dem Start hinterherzuhecheln.

Den Sonntag verbringen die Teams mit Regeneration, gönnen sich kostenlose Einheiten beim Physio, Massagen, brunchen oder entspannen in der Therme. Die Starter der ersten Strecke verziehen sich früh ins Bett. Das Wetter für die Nacht ist zwar schlecht angesagt, Schneefall bis 1.800 m soll es geben, der Start um 4 Uhr bleibt aber aufrecht. Bis uns um drei Uhr nachts die erste SMS der Rennleitung erreicht: Schneefall und Nebel in höheren Lagen zwingen die Rennleitung, den Start um zwei Stunden zu verschieben und die längste der Strecken zu verkürzen. Man will Zeit gewinnen, um sich ein klares Bild von den Verhältnissen am Berg zu machen. Um 5 Uhr wird der Start nochmals auf 7 Uhr verzögert. Um kurz vor 7 die endgültige Entscheidung: Das Rennen ist gestrichen. Es sei einfach zu riskant, bei diesen Bedingungen einen Wettkampf auszutragen. Alle Teilnehmer erhalten einen gratis Startplatz für 2019 und kostenlosen Eintritt in die Therme. Ende der Geschichte? Nein!

Im sozialen Netz wird bald ordentlich über die Entscheidung geschimpft. Teilweise ist die Kritik sicherlich gerechtfertigt. Wer drei Jahre an einem Rennformat arbeitet, sollte für den schlimmsten Fall einen Alternativplan und eine Alternativstrecke anbieten können, ohne das Rennen um drei Stunden verschieben zu müssen. Vor der endgültigen Absage schreibt die Rennleitung vor, dass alle Athleten beim Start ihre warme Kleidung tragen müssen. Klar ist Sicherheitsausrüstung und warme Kleidung am Berg wichtig. Es sollte den Startern aber selbst überlassen werden, wann sie diese einsetzen wollen. Wer beim Start im Regen schon die gesamte Kleidung anhat, hat keinen trockenen Ersatz für später, wenn es im Verlauf des Rennens auf größerer Höhe erst richtig kalt wird.

Renndirektor Mike Hamel.

Wir sind uns sicher, dass bei einem Rennen dieses Formats keine Anfänger teilnehmen. Es sind Athleten am Start, die einschätzen können, wann sie was brauchen und sicher auch das Können haben, bei schwierigen Bedingungen möglichst sicher zu laufen.

Andererseits sagt niemand ein Rennen freiwillig ab, das über drei Jahre lang geplant wurde. Die Entscheidung trifft man nicht für sich selbst, sondern für das Leben hunderter anderer. Laut adidas kam die Empfehlung zur Absage vornehmlich von der Bergrettung, die am höchsten Punkt der ersten Strecke stationiert ist. Laut den Streckenposten und Bergrettern vor Ort war die Sicht durch den Nebel so eingeschränkt, dass mit Orientierungslosigkeit im Gelände zu rechnen war. Zusätzlich seien die Bodenmarkierungen durch den Neuschnee nicht mehr sichtbar gewesen.

Die Kommunikation, dass über Nacht eine beträchtliche Menge an Neuschnee gefallen sei, veranlasste einige Rennteilnehmer am Sonntagmorgen auf eigene Faust die erste Strecke zu erkunden und sich ein Bild vom Ausmaß des Schneefalls zu machen. Im Laufe des Vormittags besserte sich das Wetter ein wenig und als die Kundschafter gegen Mittag am Gamskarkogel ankamen, war vom Schnee nicht mehr viel zu sehen. Bilder einer völlig schneefreien Strecke kursieren schnell im Netz. Für die Rennleitung der Todesstoß, weil nun völliges Unverständnis für die Rennabsage.

Wir finden es ziemlich frech, sich gegen Mittag auf einen Berg zu stellen und dann auf die Bedingungen am frühen Morgen zu schließen. Die Entscheidung, die Teilnehmer nicht über den Gamskarkogel zu schicken, war sicher gerechtfertigt. Aber es hätte eine Alternative geben müssen, wie man den höchsten Punkt des Rennens sicher umgehen kann.

Unsere Vorschläge zur Adaptierung des Rennens haben wir adidas persönlich zukommen lassen. Jetzt hat das Rennformat noch einige Kinderkrankheiten. Wenn es die Leitung schafft, diesen entgegenzuwirken, kann aus den Infinite Trails ein richtig cooler Wettkampf werden, der von der Trailrunning-Szene nicht nur akzeptiert, sondern auch gefeiert wird. Wir haben das Wochenende trotz Rennabsage sehr genossen. Adidas bietet den Teilnehmern ein rundum Sorglospaket. Ein Kurzurlaub zum Auspowern mit Gleichgesinnten. Wir sind Ende Juni 2019 gerne wieder am Start und freuen uns, das Event in den kommenden Jahren wachsen zu sehen.

6 Kommentare zu “Adidas Infinite Trails: Rennbericht

  1. Peter Antoni

    Am Berg ein Jahr im voraus einen Lauf zu planen ist lächerlich. Schade für die Athleten die ihre Kraft, Geld und Freizeit Investiert haben

    • Hi Peter! Wie meinst du das? Irgendwann muss man schließlich ein Datum festlegen – es gibt ja unzählige andere Wettkämpfe, auf die der Termin abgestimmt sein soll. LG

  2. Danke für euren Bericht.

    Da ich ja auch zu denen gehöre, die sich am Sonntagmorgen ein Bild von der Strecke gemacht haben, kann ich nur sagen, dass zwei Stunden nach dem letzten möglichen Start, die Strecke laufbar gewesen wäre.
    https://www.youtube.com/watch?v=vBSnL0fHgCw&t=
    Natürlich kann es davor schon anders ausgehen haben, aber zum Zeitpunkt als wir oben waren, war die Absage für uns nicht nachvollziehbar…wenngleich ich aber die Entscheidung des Veranstalters voll akzeptiere, aber das Fehlen der Ausweichroute natürlich ein absolutes „nogo“ darstellt.

    Ich denke das passiert ihnen nächstes Jahr nicht mehr und von daher bin ich schon gespannt, wie es 2019 wird…auch wenn ich nach derzeitiger Planung wohl nicht am Start stehen werde.

    LG

    Steve

    • Hey Steve!

      Danke für einen Kommentar! Wir haben natürlich auch deinen Beitrag gelesen und geben dir in vielen Punkten recht. Es ist halt immer schwierig zu sagen, wie sich das Wetter entwickeln wird. Wir verstehen die Entscheidung auch, wenn man bedenkt, dass die ersten Läufer auch bei einem Start um 7 Uhr sicher gegen 9 Uhr am Gamskarkogel gewesen wären. Da sind wir (und du auch) noch beim Frühstück gesessen. 😉

      Wir sind auch voll gespannt, wie sich das Rennen entwickeln wird. Es gibt einige Verbesserungen, die sicher umgesetzt werden – und wenn alles klappt, sind wir gerne dabei! Schade, wenn wir uns nicht am Start sehen!

      LG

      Susi

  3. Hi,

    zumindest wegen der „Regenklamotten“ gibt es einen wirklich trifftigen Grund. Ein Gesetz das es verlangt, dass ab einer Temperatur und Höhe die Läufer entsprechend gekleidet sein müssen. Dieser Bescheid der Bezirkshauptmannschaft St.Johann im Pongau liegt vor – die haben natürlich ein genaues Auge drauf, dass das auch eingehalten wurde.

    Damit wollten Sie sicher niemanden ärgern, bevormunden oder sonstiges….aber wie will man sonst sicherstellen, dass die Läufer sich dran halten? Sind ja ohnehin auch einige Läufer am Freitag dann auf einmal komplett ohne Rucksack und Equipment daher gekommen auf der Strecke.

    Aber Ihr habt es ja auch schon gesagt: Wir sind auch gerne nächstes Jahr wieder mit dabei. 🙂

    LG Sabrina

    • Hi Sabrina!

      Man könnte es ja auch so regeln, dass die Läufer oben am Berg angehalten werden und nicht mehr weiterlaufen dürfen, wenn sie die warme Kleidung nicht anziehen. Es geht ja nicht darum, sie nicht mitzuführen, sondern wann man sie anlegen muss. Am Start ist das einfach nicht sinnvoll. Und wirklich kalt war es da nicht

      LG

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