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Klettergurt für Damen: EDELRID AUTANA im Test

Ein Klettergurt für Damen soll bestimmte Anforderungen erfüllen. Wir zeigen, welche das sind und was ein Gurt für Frauen können muss.

Frauen sind anders. Das haben in den vergangenen Jahren auch die Sportartikelhersteller erkannt. Ob Helm, Rucksack oder Klettergurt – mittlerweile gibt es am Markt unzählige Produkte speziell für Damen. Und das ist gut so! Denn was Frauen wichtig ist, ist neben dem Design, vor allem die Ergonomie und eine perfekte Passform der Produkte.

Es ist der weibliche Körper, der andere Proportionen hat als der von Männern und deshalb oft einen anderen Aufbau des Produkts erfordert. Bei Klettergurten sind diese Anforderungen besonders umfangreich: die Taille, das Becken, die Oberschenkel, ein im Vergleich zu Männern tieferer Körperschwerpunkt gestalten die Suche nach einem passenden Damen-Klettergurt für uns Mädels häufig schwierig. Wir zeigen, worauf man bei der Auswahl achten muss und wie der ideale Klettergurt für Damen aufgebaut ist.

Am Ende des Beitrags findest du außerdem einen Testbericht zum EDELRID AUTANA, den wir seit dieser Saison mit großer Begeisterung beim Sport- und Alpinklettern tragen.

Klettergurt Damen edelrid
Ein Klettergurt für Damen ist an die weibliche Anatomie angepasst. Wir verwenden den AUTANA von EDERID.

Frauen sind anders: die weibliche Anatomie

Frauen sind meistens kleiner, schmaler und leichter als Männer und häufig vom Fuß bis zum Kopf anders proportioniert. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen, aber in der Regel haben Frauen einen kürzeren, weniger muskulösen Rücken und ein anderes Verhältnis zwischen Taille, Hüft- und Oberschenkelumfang. Diese Unterschiede spielen eine Rolle beim Kauf eines Klettergurts. Die wichtigsten wollen wir hier kurz erläutern.

Damen-Klettergurt für kräftigere Oberschenkel

Frauen haben meist kräftigere Oberschenkel als Männer und eine schmalere Taille, die auch höher sitzt als beim Mann. Deshalb haben Frauengurte normalerweise verstellbare Beinschlaufen mit einem größeren Durchmesser. So lassen sich die Beinschlaufen genau an die Oberschenkel anpassen.

Idealerweise sind die Beinschlaufen auch ein wenig breiter gebaut und gepolstert. Das verteilt den Druck besser und reduziert die Belastung bei Stürzen, längerem Hängen oder Sichern. Bei einem durchschnittlichen Sturz werden etwa 80 % der Sturzlast über die Beinschlaufen auf die Oberschenkel übertragen. Daher sind eine optimale Passform und ein hoher Komfort hier besonders wichtig.

Klettergurt Damen edelrid
So richtig massiv sind Susis Oberschenkel ja nicht. Bei Frauen ist die Taille im Verhältnis zu den Oberschenkeln allerdings schmaler als bei Männern. Klettergurte für Frauen haben deshalb größere Beinschlaufen.

Generell solltest du die Beinschlaufen so einstellen, dass du noch eine flache Hand zwischen Beinschlaufe und Oberschenkel führen kannst.

Klettergurt: Damen und ihre schmale Taille

90-60-90 Modellmaße streben wir zum Glück nicht an. Trotzdem haben Frauen eine schmalere Taille, die aufgrund des kürzeren Rückens auch höher sitzt als beim Mann. Ein perfekt sitzender Klettergurt ist so in der Taille fixiert, dass er nicht über die Beckenknochen hinweggeschoben werden kann.

Die meisten Hüftgurte sind so geschnitten, dass sie von Kletterern und Kletterinnen gleichermaßen verwendet werden können. Dennoch ist dies immer ein Kompromiss. Speziell für Damen geschnittenen Klettergurte sind am Hüftband etwas mehr geschwungen und haben einen geringeren Durchmesser. Zudem ist das Hüftband im Vergleich zur Beinschlaufe kleiner geschnitten.

Klettergurt Damen edelrid
Klettergurte sollten bei Frauen oberhalb des Beckenkamms direkt auf der Taille sitzen. Männer tragen die Grute im Gegensatz dazu am Hüftknochen.

Für maximalen Hängekomfort sollten sowohl die Beinschlaufen als auch das Hüftband nicht zu eng und nicht zu weit sein. Wie bei den Beinschlaufen sollte auch beim Hüftband zwischen Hüfte und Gurt knapp eine flache Hand passen.

Größerer Abstand zwischen Hüftband und Beinschlaufen

Das weibliche Becken ist weiter und geräumiger und ist mit einem breiteren und tieferen Beckenein- und -ausgang versehen. Diese morphologischen Charakteristika des weiblichen Beckens sind auf Schwangerschaft und Geburt zurückzuführen. Das Hüftband eines Damen-Klettergurts ist so geformt, dass es sich gut an die Konturen des weiblichen Beckens anpasst.

Durch die schalenförmige Anatomie des weiblichen Beckens und die hohe Taille hat ein Gurt für Frauen eine leichte Kegelform, während ein Männergurt eher zylinderförmig ist.

Klettergurt Damen edelrid
Damen tragen den Gurt direkt auf der Taille. Das erfordert einen größeren Abstand zu den Beinschlaufen. Bei Damen-Klettergurten sind deshalb der Steg und der Einbindering länger, um diesen größeren Abstand auszugleichen.

Frauengurte haben einen größeren Abstand zwischen Hüftgurt und Beinschlaufen, sodass sie bequem um die Taille und nicht wie bei Herrenmodellen auf den Hüftknochen sitzen. Ein Gurt, der optimal um die Taille passt, verhindert im Sturzfall auch die Gefahr eines Kopf-Über-Sturzes aufgrund des niedrigeren Körperschwerpunktes. Weil der Abstand zwischen Hüftband und Beinschlaufen bei Frauengurten weiter ist, besitzen sie einen längeren Steg zwischen den Beinschlaufen und einen längeren Einbindering.

Klettergurt für Damen richtig auswählen

Die Körperformen von Frauen unterscheiden sich deutlich stärker als die von Männern. Das bedeutet also nicht, dass du, weil du eine Frau bist, standardmäßig einen Frauengurt tragen musst! Vielmehr solltest du einen Gurt wählen, der am besten zu deiner Körperform passt. Das kann je nach Köperform auch ein Unisex oder Herrenmodell sein. Im Zweifelsfall solltest du immer den Gurt wählen, der sich bequem und sicher anfühlt.

Klettergurt Damen edelrid
Natürlich passt nicht jeder Frau ein Klettergurt für Damen. Aber die Chancen stehen gut, dass ein Mädels-Modell findest, dass sich besser an deine Körperform anpasst!

Wir klettern seit dieser Saison mit dem AUTANA von EDELRID. Ein Klettergurt, speziell für Damen entwickelt, den wir dir abschließend kurz vorstellen möchten!

Testbericht: Damen-Klettergurt AUTANA von EDELRID

Es zwickt in den Oberschenkeln und der Hüftgurt drückt schmerzhaft auf den Beckenkamm. Keine guten Voraussetzungen, um die Schlüsselstelle gezielt auszuchecken und entspannt am Stand zu hängen. Oder um geduldig beim Toprope-Sichern zu warten, bis der Kletterpartner wieder am Boden ist und der Zug auf den Gurt endlich nachlässt. Für uns gehören diese unangenehmen Erfahrungen seit dieser Klettersaison der Vergangenheit an. Denn mit dem AUTANA von EDELRID haben wir einen Gurt gefunden, der sowohl an der Taille als auch an den Beinen perfekt sitzt.

Klettergurt Damen edelrid
Sitzt fest oberhalb des Beckens und bietet auch auf alpinen Mehrseilern viel Platz: der AUTANA von EDERID.

Der AUTANA hat natürlich alles, was ein Männergurt auch hat und wir müssen keine Abstriche in der Leistung oder Ausstattung machen. Die Beinschlaufen und das Hüftband sind etwas breiter geschnitten und minimal gepolstert, was den Gurt sehr komfortabel macht. Gleichzeitig ist er leicht (293 g) und hat ein kleines Packmaß. Darum schätzen wir ihn sowohl beim Sportklettern als auch bei alpinen Touren oder Mehrseilern mit langem Zustieg.

Klettergurt Damen edelrid
Der AUTANA hat alle Features eines Männergurts und ist trotzdem leicht und klein verstaubar.

Klein, leicht aber viel Platz

Durch die Konstruktion mit drei Schnallen lässt er sich optimal auf die weibliche Anatomie einstellen: beide Beinschlaufen und das Hüftband sind verstellbar. Das ist nicht nur zum Anpassen an den Körper praktisch, sondern erleichtert auch das Anziehen, wenn man schon Steigeisen oder Skischuhe anhat. Bei der Konstruktion des Klettergurtes wurden sämtliche Anforderungen berücksichtigt, die wir zuvor beschrieben haben.

Materialschlaufen und zwei Befestigungsmöglichkeiten für Materialkarabiner bieten ausreichend Platz für diverses Material. Neben dem Standardmaterial zur Absicherung wie Expressschlingen und Schraubkarabiner, bringt man bei Mehrseilern auch Schuhe, Trinkflasche, das Erste-Hilfe-Paket und einen weiteren Beutel mit Ausrüstung locker unter.

Das Hüftband ist auf schmalere Taillen ausgelegt und hat dementsprechend einen geringeren Durchmesser als ein Männergurt. Das reduziert folglich den Platz für die Materialschlaufen. Dennoch schafft es EDELRID, fünf Materialschlaufen am Gurt anzubringen.

Die Aufteilung finden wir großartig und man erreicht selbst die hinteren Schlaufen sehr einfach. Die Schlaufen generell sind etwas kürzer als bei größeren Männergurten. Wir hatten aber noch nie Platzmangel und profitieren zusätzlich durch das kleinere Packmaß.

Ein zusätzliches Plus an Sicherheit liefert der robuste Abriebschutz aus Dyneema® mit integriertem Verschleißindikator. Bei erhöhtem Abrieb werden rote Kennfäden sichtbar, die der Kletterin signalisieren, dass es Zeit ist, den Gurt auszutauschen.

EDELRID AUTANA Produktdetails

  • Verlängerter Beinschlaufensteg ermöglicht einen stets optimalen Sitz oberhalb des Hüftknochens
  • 3D Mesh-Polsterung und weiche Bandkanten für optimalen Tragekomfort
  • Hergestellt aus bluesign® zertifizierten Materialien
  • Vollständig zu öffnende 20 mm Slide Block-Schnalle im Hüftgurt und 15 mm Slide Block-Schnallen in den Beinschlaufen, um das Anlegen beim Tragen von Ski oder Steigeisen zu erleichtern
  • Einbindepunkt mit Abriebschutz aus Dyneema als Verschleißindikator, der bei erhöhtem Abrieb innenliegende, rote Fäden erkennbar macht
  • Soft Frame Construction für eine flächige Kraftverteilung für mehr Komfort bei gleichzeitig geringem Gewicht und minimalem Packmaß
  • 5 Materialschlaufen, 2 Befestigungsmöglichkeiten für Eisschrauben-Clips, Chalk Bag Schlaufe am Rücken
  • Die XS Variante hat aufgrund der Baugröße nur 4 Materialschlaufen

7 Kommentare zu “Klettergurt für Damen: EDELRID AUTANA im Test

  1. Hallo, meine Taille und Hüfte haben tatsächlich die Maße 60 cm und 90 cm, was dazu führt, dass es wirklich schwer wird, einen Gurt, der auf dem Bauch passen soll, über die Hüften zu ziehen… Kennt ihr da ein Modell, das breit verstellbar ist, damit der Gurt auch überall gut sitzt?

    • Hi Jana! Dann würde ich dir den AUTANA nicht empfehlen, weil er an der Taille nur auf einer Seite verstellbar ist. Ich würde dir einen Gurt empfehlen, den du links und rechts weiten kannst. Tatsächlich bietet das kaum mehr ein Hersteller an. Dieser von Petzl könnte dir eventuell passen: https://www.petzl.com/AT/de/Sport/Gurte/CORAX Am besten wäre es aber sicher, wenn du in ein Fachgeschäft gehst und mal mehrere durchprobierst. 🙂

  2. Hallo liebe Berghasen,

    ich nutze seit einiger Zeit den Autana, bin aber nicht ganz so begeistert. Der Gurt hat eine schöne Optik, ist bequem und durch die verstellbaren Beinschlaufen gut anpassbar. Die Materialschlaufen sind aber eher minimalistisch ausgestaltet und bei Mehrseillängen/alpinen Routen habe ich für meinen Teil Probleme, meinen Kram einigermaßen übersichtlich unterzubringen. Zudem ist das Rückfädeln des Gurts wegen der sehr engen Gurtschlaufen immer ein ziemliches Gepfriemel.
    Mein persönliches Fazit: prima fürs Hallenklettern und auch für gut abgesicherte Routen am Fels, wo man außer einem Satz Exen kaum zusätzliches Material benötigt. Für alles andere wünsche ich mir mehr ‚Stauraum‘.

    Liebe Grüße von Anne

    • Hi Anne, danke für deinen Kommentar und deine Einschätzung zum Gurt. Ich kann dein Problem mit dem Stauraum bestätigen. Die Materialschlaufen sind ja eher klein gehalten (das schreiben wir aber auch im Testbericht). Ich verwende den Gurt mittlerweile seit zwei Jahren hauptsächlich zum Sportklettern und Mehrseilern und bring eigentlich immer alles ganz gut unter. Ich muss aber auch sagen, dass wir selten Trad-Routen klettern und meist nur wenige Keile und Friends am Gurt haben, deshalb reicht mir der Platz am Gurt ganz gut aus. 🙂

      Mir taugt am Gurt vor allem, dass er so super sitzt, sich gut zusammenlegen und verstauen lässt, für einen Sportklettergurt sehr leicht ist und im Rucksack echt wenig Platz braucht. Was mir mittlerweile aber auffällt ist, dass er sich an den Materialschlaufen schon etwas abnützt. Das Problem hat man mit Plastik verkleideten Schlaufen wahrscheinlich weniger.

      Liebe Grüße, Susi

  3. Sehr geehrte Susi, kann man nicht einfach nur den Gurt beschreiben ohne frauenfeindliche Kommentare? „Frauen sind anders.“ Was ist das für ein unnötiger Kommentar, sind Männer die Norm? Was hat 90-60-90 hier zu suchen, ich will einfach nur wissen, was die Vor- und Nachteile des Gurtes sind. Stattdessen: „So richtig massiv sind die Oberschenkel ja nicht“. Ich finds wirklich ärgerlich.

    • Liebe Marina! Wie kommst du denn darauf, dass ich etwas Frauenfeindliches äußere? Ganz im Gegenteil! Es ist einfach so, dass körperliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen bestehen, die in der Industrie und auch in der Medizin viel zu lange unberücksichtigt geblieben sind. Das hat Frauen dazu gezwungen, auf Produkte oder Medikamente zurückzugreifen, die immer nur an Männern getestet und für Männer gemacht wurden. Mittlerweile hat sich das zum Glück verändert und es gibt für jeden Frauenkörper (der zum Glück nicht der 90-60-60 Norm entsprechen muss) einen passenden Klettergurt. Liebe Grüße von Susi (die übrigens auch eine Feministin ist) 😉

      • Ich habe mich als Leserin geärgert, habe es rückgemeldet, weil ich davon ausgehe, dass es sicher nicht Ihre Intention war, Leserinnen mit Ihren frauenfeindlichen Bemerkungen zu vergraulen. Ich finde es schade, dass Sie die Kritik nicht annehmen. Tun Sie damit, was Sie wollen, aber ein Satz wie „Frauen sind anders“ erhebt Männer ganz klar zur unausgesprochenen Norm und das finde ich beleidigend.

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