Skitouren Tourentipps

Ein feuriger Tag am Eiskogel

Leicht bekleidete Frauen und Pulverschnee? Das gibt’s bei einer Frühjahrsskitour auf den Eiskogel.

Um 10:30 klopfen die Sportstudenten der Uni Salzburg mit den Knöcheln auf ihre Tische. Die Vorlesung ist zu Ende. Nach einer morgendlichen Dosis Wissen kann es nun auf den Berg gehen. Am Abend planten wir noch präzise eine zu dieser Uhrzeit sinnvolle Skitour. Ein ordentlicher Gipfel sollte es trotzdem sein. Immerhin hatte es in den Tagen zuvor etwa vierzig Zentimeter Neuschnee gegeben und es war strahlender Sonnenschein vorhergesagt.

Die Entscheidung fiel auf den Eiskogel (2.321 m) im Tennengebirge.

Im Angesicht des Oktopus

Die Tour findet ihren Anfang in der Wengerau, kurz nach Werfenweng. Für uns ideal, weil die Anreise von Salzburg bloß eine dreiviertel Stunde dauert und der Ort schneesicher auf 1.000 Meter Seehöhe liegt. Wir stellen das Auto im „Wengerwinkel“ ab. Mittlerweile ist es fast Mittag und die Sonne heizt unbarmherzig auf die sowieso schon schmächtige Schneedecke.

Von Beginn an sehen wir unser Tagesziel vor uns. Der Eiskogel präsentiert sich von Werfenweng gesehen als witzige Felsformation. Seine beiden Flanken erinnern ein wenig an die Fangarme eines Oktopus, oder?

Zunächst folgen wir dem Sommerwanderweg zur Heinrich-Hackel-Hütte. Die lichten Wiesen gehen bald in einen bewaldeten Graben über. Unter der sengenden Sonne leidend, freuen wir uns auf den schattenspendenden Nadelwald. Über einen gut begehbaren Pfad erreichen wir nach etwa vierzig Minuten die Hackel-Hütte.

Von der Tauernscharte auf den Eiskogel

Auf der Bischlinghöhe nützen Paragleiter die gute Thermik für winterliche Rundflüge. Gegenüber stapfen wir oberhalb der Hütte weiter. Vor uns liegt eine weitläufige Almfläche, die wir Richtung Tauernkogel queren. Vereinzelt lugen Latschenäste durch die dünne Schneedecke.

Mittlerweile haben wir uns der Kleider soweit entledigt, wie es in der Öffentlichkeit noch angemessen erscheint. Die Hose über die Knie gestülpt, die Socken an den Schuhrand geschoben, die Unterarme freigemacht – so trotzen wir der Hitze. Der Schnee sorgt dafür, dass die Sonnenstrahlen nicht nur von oben kommen. Das reflektierte Licht scheint in doppelter Stärke zurückgeworfen zu werden. Unsere Gesichter brennen wie Feuer.

Nachdem wir den Hang oberhalb der Hackel-Hütte gequert haben, erreichen wir einen Felseinschnitt, der sich zwischen Tauernkogel und Napf auftut. Durch dieses Kar erreichen wir nach etwa zwei Stunden die Tauernscharte.

Wenn bei der Ankunft auf der Tauernscharte auf eines Verlass ist, dann auf den Wind. Als wir die letzte Kuppe vor der Hochfläche überschreiten bläst uns eine kühle Briese in den Rücken. Wie herrlich!

Eingebettet zwischen Tauernkogel, Eiskogel und Briet liegt nun eine einzigartige Landschaft vor uns. Die Berge hier sind allesamt gesäumt von perfekten Skitouren-Abfahrten. Unterhalb des Pulverschnees verbergen sich sanfte Grashänge, keine großen Geröllbrocken, die sich bei der Abfahrt in den Weg stellen.

Kurz vor dem Gipfelhang des Eiskogels fällt der Weg in eine Mulde ab. Beim Gegenanstieg machen wir die besten Abfahrtsvarianten aus. In die Senke zwischen Eiskogel und Brietkogel führen einige vielversprechende Lines.

Die letzen Meter bis zum Gipfel zehren noch einmal an den Kraftreserven. Oben begrüßt uns ein kühles Lüftchen und die Aussicht auf das unvergleichliche Hochplateau des Tennengebirges. Wie eine kahle Mondlandschaft erstreckt es sich zwischen Werfener Hochthron, Bleikogel und Fritzerkogel.

Nach dem obligaten Gipfelplausch mit den anderen Bergsteigern bereiten wir uns auf die Abfahrt vor und fahren in den Nordhang des Eiskogels ein. Der Schnee ist hier noch unberührt und von der Sonne verschont. Eine herrliche Line – die Nächste folgt in die Senke am Fuße des Brietkogels. Nach der Tauernscharte tritt Harsch Anstelle von Pulverschnee und unterhalb der Hackel-Hütte weicht der Harsch schwerem, nassem Schnee. Oben pures Vergnügen also, in den tieferen Lagen kämpfen wir in der untergehenden Sonne mit den Elementen.

Drei auf einen Streich

Wer noch Zeit und Power hat, kann die Tour mit drei oder vier weiteren Gipfeln verbinden. Die Schartwand, der Briet- oder der Tauernkogel befinden sich sozusagen auf dem Rückweg.

Da die Sonne den Zenit heute schon längst überschritten hat und die Schneedecke im Schatten zu gefrieren beginnt, setzen wir die Abfahrt gleich fort.

Ab der Hackel-Hütte hat man die Möglichkeit, nach dem Wanderweg abzufahren, oder nach einem kurzen Gegenanstieg über eine ehemalige Skipiste zurück in die Wengerau zu gelangen.

Tourdaten

Aufstieg: 1.400 Höhenmeter
Dauer: 2,5 Stunden
Distanz: 6 Kilomenter
Für Anfänger nicht geeignet.

2 Kommentare zu “Ein feuriger Tag am Eiskogel

  1. Mit was habt ihr die Tour Aufgezeichnet? Nehmt ihr was Spezielles oder eine App ?

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